Ein Brite erhielt in einer Basler Klinik Sterbehilfe – seine Familie wurde nicht informiert. Jetzt sind die Angehörigen in die Schweiz gereist.
Mutter mit Nastuch
Die Mutter und der Bruder des Verstorbenen besuchen die Basler Freitod-Klinik, in der er sein Leben nahm. - Screenshot ITV

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Januar beantragte ein Brite Sterbehilfe in der Basler Klinik Pegasos.
  • Seine Familie wurde von der Institution nicht über seinen Tod informiert.
  • Nun besuchten seine Mutter und sein Bruder den Ort des Geschehens.
Ad

Im Januar sorgte ein Fall der begleiteten Sterbehilfe in Basel für Wirbel: Ein 47-jähriger Chemielehrer aus Grossbritannien ist in der Freitod-Klinik Pegasos gestorben.

Grund für das Aufsehen: Der Mann hatte keine unheilbare Krankheitsdiagnose – und die Familie wurde nicht über die Sterbehilfe informiert.

Erst Ermittlungen der Polizei sorgten dafür, dass die Familie überhaupt vom Pegasos-Trip des 47-Jährigen erfuhr. Die Untersuchung seiner Bankverbindungen ergab letztlich, dass er über 10'000 Pfund (über 11'000 Franken) an die Klinik überwiesen hatte. Die Asche des Verstorbenen wurde der Familie zwei Monate später per Post zugeschickt.

Pegasos-Klinik
Die Pegasos-Klinik bietet Sterbehilfe an. Sie informierte eine britische Familie nicht über den Tod ihres Sohnes.
Mutter und Bruder
Zwei Monate nach dem Tod des 47-jährigen Mannes bekam die Familie die Asche zugeschickt. Nun besuchten Mutter und Bruder den Ort.
mutter und bruder
Ein emotionaler Moment: Es sei herzzerreissend zu wissen, dass jemand hätte bei ihm sein können, wenn die Familie von seinem Vorhaben gewusst hätte, sagt der Bruder des Verstorbenen.
mutter
Die Mutter sagt: «Wir hatten nicht die Chance, bei ihm zu sein. Oder ihn in meinem Fall nach Hause zu schleppen, wenn ich es hätte tun müssen.»

Seine 81-jährige Mutter besuchte nun unter Tränen den Ort des Geschehens. Sie äusserte sich gegenüber «ITV News»: «Wir hatten nicht die Chance, bei ihm zu sein. Oder ihn in meinem Fall nach Hause zu schleppen, wenn ich es hätte tun müssen.»

Mit Blick auf die kleinen Fenster der Klinik fügt sie hinzu: «Es ist nicht der beste Ort für den letzten Blick auf die Erde, oder?»

Auch der Bruder des Verstorbenen steht vor der Institution: «Es ist noch herzzerreissender zu wissen, dass jemand mit ihm hier hätte sein können. Aber die Klinik hat uns nichts gesagt. Und er hatte das Gefühl, dass er es uns nicht sagen konnte.»

Familie muss gemäss Richtlinien informiert werden

Laut «ITV News» entschuldigte sich ein Vertreter der Pegasos-Klinik für die Art, mit der dieser Fall behandelt wurde. Er teilte der Familie mit, dass die Verfahren nun stärker an die 2022 festgelegten Richtlinien angepasst würden.

Diese besagen, dass die Familie immer über den Sterbewunsch einer Person informiert werden muss. Gleichzeitig sagte der Vertreter, dass Pegasos nicht viel von diesen Richtlinien halte.

***

Brauchst du Hilfe?

Bist du selbst depressiv oder hast Suizidgedanken? Dann kontaktiere bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).

Unter der kostenlosen Hotline 143 erhältst du anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail sind möglich.

Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ErdeMutter